Familie Schönlank
Eugen Schönlank wurde am 25.3.1873 in Eberswalde geboren und ist am 4.6.1933 in Braunschweig gestorben.
Bertha Schönlank, seine Mutter, kam 1823 in Freienwalde zur Welt und starb 1893.
Über seinen Vater Levin Elias Schönlank ist nicht mehr als der Name bekannt.
Eugen Schönlank und seine Frau Elsbeth hatten drei Kinder: Arthur, Edith und Gerhard.
Er war inhaber eines Argentur-und Kommissionsgeschäftes. Zudem war er Mitglied des Vorstands der Braunschweiger Getreidebörse.
Diesen Posten mußte er nach der Machtübernahme der Nazis aufgeben.
Ergänzung 2015
Die Familie lebte seit 1899 in Braunschweig. Am Ende des Ersten Weltkrieges zog sie in die Hennebergstraße 7 und bewohnte dort das Erdgeschoss und den ersten Stock. 1921 kaufte Eugen Schönlank das Haus zusammen mit seinem Schwiegersohn und damaligen Prokuristen seiner Firma, Hugo Jondorf. Von 1924 bis 1936 waren Schönlanks dann in der Kasernenstraße 34 (1. Stock) gemeldet, Jondorfs blieben in der Hennebergstraße.
Eugen Schönlank starb am 4.6.1933, kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Zu seinem Tod sind außer der Eintragung im Melderegister keine weiteren Informationen auffindbar. Wir gehen deshalb davon aus, dass er eines natürlichen Todes gestorben ist.
Es ist jedoch anzunehmen, dass die Verfolgung seiner Familie eine erhebliche psychische und evt. auch physische Belastung für ihn dargestellt hat.
Elsbeth V.A. Schönlank
Sie wurde am 4.7. 1878 in Magdeburg geboren, als Elsbeth Veronika Anna Wenning. Gestorben ist sie am 9.4. 1967 in Johannisburg, Südafrika.
Dort wude sie auch beigesetzt, am 25.5.1967, auf dem Neuen Süd-Friedhof in Johannesburg.
Sie heiratete 1898 Eugen Schönlank in Magdeburg.
Sie leben bis 1935 in der Kasernenstr. 34.
Ergänzung 2015
In der Kasernenstraße 34 erlitt Frau Schönlank die Machtübernahme der Nationalsozialisten und damit die Zerstörung ihrer Familie: Frauen wie sie, die mit Juden verheiratet waren, galten als „Rasseschänderin“. Ihr Mann wurde nach 20 Jahren Schriftführertätigkeit in der Getreidebörse aus dem Amt gedrängt. Keiner der anderen Mitglieder im Vorstand legte daraufhin sein Amt ebenfalls nieder. Sohn Arthur emigrierte in die USA; ob sie ihn je wiedersah, wissen wir nicht. Die Enkelin musste die Schule wechseln. Ihr Mann Eugen starb 1933, Frau Schönlank wurde für kurze Zeit Inhaberin der Firma (Adressbuch 1934: Firmensitz Kasernenstraße 34). Sohn Gerhard wurde als „Halbjude“ verfolgt, war zeitweise im Gefängnis und im KZ. Auch ihn sah sie emigrieren.
Tochter Edith lebt verheiratet im Haus Hennebergstraße 7.
Sohn Arthur muß zum Medizinstudium Braunschweig verlassen.
Sohn Gerhard lebt bis zu seiner Flucht nach Südafrika in der Kasernenstraße.
Von 1937 bis 1942 steht Elsbeth Schönlank, als Witwe, Eigentümerin und Bewohnerin des Hauses im Adressbuch verzeichnet.
Das Mehrfamilienhaus in der Hennebergstr. 7 , das sich seit 1921 im Besitz der Familien Schönlank/ Jondorf befand, wurde von den Nazis zu einem sogenannten „Judenhaus“ umfunktioniert.
In Braunschweig gab es neun Judenhäuser.
Nach der Flucht ihres Sohnes Gerhard zog Elsbeth, die Mutter, zurück in das eigene Haus Hennebergstraße 7 und lebte dort mit ihrer Tochter, deren Mann und mehreren jüdischen Familien unter einem Dach.
Da sie jedoch Christin war, musste sie auf Anweisung der Gestapo ihren Wohnbereich mit einer Decke von dem der Tochter trennen.
Ergänzung 2015
Hier erlebte Frau Schönlank die Flucht ihrer Enkelin und die Deportation ihrer Tochter, ihres Schwiegersohnes und ihrer Mitbewohner. Sie selbst überlebte den Krieg in Braunschweig.
In ihrem Haus wurden nun Bombenopfer einquartiert.
Später wurde sie gezwungen ihre Hälfte des Hauses dem Land Braunschweig zu verkaufen.
Nach dem Krieg wanderte sie zu ihrem Sohn nach Südafrika aus, wo sie 1967 starb.
In Braunschweig befindet sich ein Grabstein für sie und ihren Mann.
Dr. Arthur Schönlank ist der älteste Sohn.
Er wurde am 27. Oktober 1899 geboren.
Arthur floh 1933 in die USA.
Er zog nach Staten Island, New York und lebte auf der Insel im Bezirk Richmond County, gegenüber der Skyline von Manhattan.
Er arbeitete in New York als Arzt. Eine der wenigen Informationen der New Yorker Zeit, die sich finden ließ, ist Arthurs Sozialversicherungsnummer: SSN 64-XX-7901
In New York starb er, am 15.10. 1972.
Edith Johndorf geb. Schönlank
Sie ist die Tochter, die am 27.06.1901 in Braunschweig geboren wurde.
Am 22.02.1921 heiratet sie Hugo Jondorf. Das Ehepaar lebte in der Hennebergstraße 7 in Braunschweig. Und am 14.4.1925 wurde ihre Tochter Ingeborg geboren.
Gescheiterte Flucht
Der 1. September 1939 war der geplante Ausreisetag. Von Bremerhaven sollte es mit dem Schiff nach Südafrika gehen, doch an diesem Tag begann mit der deutschen Beschießung der Danziger Westerplatte der Zweite Weltkrieg. Das Schiff durfte den Hafen nicht verlassen und die Passagiere mussten zurück an Land.
Deshalb mussten Edith und Hugo Jondorf wieder in die Hennebergstraße 7 in Braunschweig ziehen.
Ihre Wohnung war zwangsweise vom jüdischen Ehepaar Guhrauer belegt, daher mussten die Jondorfs eine Etage höher in ein Zimmer der Wohnung der (Schwieger)-mutter Elsbeth Schönlank ziehen.
Das Ehepaar Jondorf wurde am 31.03.1942 ins Ghetto Warschau deportiert, wo sich seine Spur verliert.
Edith Jondorf und ihr Mann wurden am 08.05.1945 für tot erklärt.
Im Gedenken an das getötete Paar und ihre überlebende Tochter wurden in der Hennebergstr. 7 bereits drei Stolpersteine verlegt.
Das Land Braunschweig und später das Reich brachten sich unmittelbar vor der Deportation des Ehepaars Schönlank/Jondorf in den Besitz der Hälfte des Hauses Hennebergstr. 7.
Es gelang der Tochter Ingeborg Jondorf, die bei ihrem Onkel Arthur in New York überlebt hatte, erst 1952 das Land Niedersachsen auf die Herausgabe der Haushälfte zu verklagen und somit zumindest ihr rechtmäßiges Erbe anzutreten.
Gerhard Schönlank,
der jüngste Sohn wurde am 5.9. 1905 in Braunschweig geboren.
Er galt nach der Rassenideologie der Nazis als sogenannter „Halbjude“, da seine Mutter Elsbeth Christin und sein Vater Eugen Jude war.
Am 11.04. bis 31.05.1933 kam er in U-Haft in das Gefängnis Rennelberg/Braunschweig , 1935 wurde er kurzzeitig interniert im KZ Dachau.
15.10.1935 gelang ihm die Flucht nach Südafrika, Johannesburg
Am Tag der Ausreise aus Deutschland am 15.10.1935 heiratet er Trude Rosenstein. Trude folgte ihm 1936 mit den Schwiegereltern Julius und Franziska Rosenstein nach Südafrika. Nach dem Krieg folgte dann auch seine Mutter Elsbeth Schönlank.
Gerhard lebte mit seiner Frau und ihren Eltern und später auch mit seiner Mutter und seiner Nichte in Johannesburg. Er arbeitete als Kaufmann und gründete ein eigenes Geschäft für Damenbekleidung namens „Ladies Outfitters“.
Dieses bestand, wie der Briefkopf seines Schreibens ans Stadtarchiv beweist, mindestens bis 1964.
Der Todestag von Gerhard Schönlank ist unbekannt.
1964 schrieb Gerhard Schönlank über seine Verhaftung:
„Ich war einige Monate im Konzentrationslager in Dachau, und bereits im Jahre 1933 verbrachte ich eine unerfreuliche Zeit in Rennelberg, Braunschweig. Irgendwelche politischen Gründe lagen weder für meine erste noch zweite Verhaftung vor. Wahrscheinlich waren die SS-Leute eifersüchtig auf all die netten Freundinnen, die ich hatte und die mir als Halbjude gesetzlich erlaubt waren. Ich heiratete am selben Tag, als ich Deutschland verließ [….]“
Projektgruppe der Oskar Kämmer Schule unter Herrn Niefind – 2013
Ergänzungen: Renate Mazur – 2015
Detaillierte Informationen : Reinhard Bein „Sie lebten in Braunschweig“.
Biographische Notizen zu den in Braunschweig bestatteten Juden (1797-1983). Döring Druck 2009