Gedenken für die Zukunft – kein Raum für Rassismus und Antisemitismus!
Wer sich am 15. Juni auf den Weg in die Jugendkirche begeben hat, konnte eine eindruckvolle, inhaltlich sehr niveauvolle und zu Herzen gehende Präsentation von Schicksalen jüdischer Braunschweiger erleben. Zwei Schülerinnen aus dem 10. Jahrgang der IGS Franzsches Feld hatten sich die Stolperstein-Recherche als Projekt ausgewählt und zum Schicksal der Familie Rechtschaffen geforscht, die 1938 nach Polen abgeschoben wurde. Die Eltern der Familie sind beide an unbekanntem Ort, in einem Ghetto oder Vernichtungslager ermordet worden, die beiden Kinder konnten sich retten – der Sohn kam mit einem Kindertransport nach England, die Tochter lebte drei Jahre versteckt im Untergrund und konnte schließlich nach Palästina fliehen. Eine dritte Schülerin hatte zum Thema Kindertransport einen eigenen Text geschrieben, wie es einem (fiktiven) Kind ergangen sein mag, wirklich sehr bewegend! Die Schülerinnen und Schüler der Heinrich-Büssing-Schule waren im Vorfeld als Gruppe für eine Woche in die Gedenkstätte Auschwitz gefahren (diese Kombination hat in der Heinrich- Büssing-Schule ja schon Tradition) und haben das mit der Stolpersteine-Recherche kombiniert. Die innere Berührtheit der insgesamt 24 Schülerinnen und Schüler war zu spüren , die ihre Rechercheergebnisse zu der Familie Lindenfeld und dem Ehepaar Wolfsdorf mit großem Ernst und umfangreicher Hintergrundinformation präsentierten. Auch hier sind Familienmitglieder ermordet worden und nur einige haben die Nazizeit überlebt. Die Präsentation endete mit einem eindrücklichen Appell an alle, sich für eine Gesellschaft ohne Rassismus einzusetzen. Besonderer Gast an diesem Abend war der Enkel von Margarete Wolfsdorf, der den SchülerInnen viele persönliche Informationen und Fotos zum Schicksal seiner Großeltern geben konnte und so zu der intensiven Präsentation beigetragen hat. Für einen würdevollen und stimmungsmäßig passenden Rahmen der Präsentationen sorgten die Klavierimprovisationen von Jan Heie-Erchinger, Musik, die den Zuhörenden Gelegenheit gab, die zum Teil sehr bedrückenden Informationen zu den Familien etwas sacken zu lassen.
Am Freitag, 18. November 2016, wird Gunter Demnig die Stolpersteine für Familie Lindenfeld und das Ehepaar Wolfsdorf verlegen, Beginn 13.00 Uhr.
Die Verlegung der Stolpersteine für die Familie Rechtschaffen wird im Frühsommer 2017 erfolgen.
Jutta Salzmann