Fanny Buchterkirchen, geb.Samuel, verwitwete Wohlgemuth
wurde am 28.11.1889 in Halberstadt geboren.
Sie war in zweiter Ehe mit dem aus dem Dienst entfernten Polizeipräsidenten Wilhelm Albert Otto Buchterkirchen verheiratet.
Gestorben ist sie am 31.1. 1945.
(Freitod in Braunschweig, Lt. Standesamt: Atemlähmung, Schlafmittelvergiftung)
Nach einer von politischen Gegnern inszenierten Kampagne war Wilhelm Buchterkirchen 1922 seines Amtes enthoben und in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden.
Durch das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ 1933 verlor der Sozialdemokrat auch noch seine Ruhestandsbezüge. „Während der Kriegsjahre arbeitete Buchterkirchen als Bezirksvertreter einer Bausparkasse. Im Sommer 1944 wurde er mehrmals zur Gestapo vorgeladen. Unmißverständlich wurde er aufgefordert, sich von seiner jüdischen Frau scheiden zu lassen. Das lehnte er ab, obwohl ihm rigorose Konsequenzen angedroht wurden. Doch die Naziwillkür siegte. Das private Vermögen wurde beschlagnahmt.“
(Volker Dowidat, Polizei im Rückspiegel, Braunschweig,2003, S. 206)
Am 15.11. 1944 wurde er zur Zwangsarbeit nach Blankenburg verschleppt. Über dieses Lager hieß es in einem Bericht des Niedersächsischen Innenministers von 1950: „Am 15.11. 1944 wurden alle Mischlinge und jüdisch Versippten aus dem Bereich des Freistaates Braunschweig in das OT-Zwangsarbeiterlager Blankenburg-Ösig eingewiesen. Die strenge Überwachung durch die Gestapo, 10-stündige Arbeitszeit, vollkommene Absperrung von der Außenwelt, Überwachung der Korrespondenz (…) sind einige der konzentrationsähnlichen Bedingungen.“ (NLA-StA Wolfenbüttel 12A Neu 13e 8343) Buchterkirchen kam Dank seiner ehemaligen Polizeitätigkeit relativ glimpflich davon: Er durfte Schreibarbeit machen.
„Seine Frau war jetzt auf sich gestellt, denn als Jüdin erhielt sie keine Lebensmittelkarten. Von einer Freundin erhielt sie zwar Unterstützung, fiel jedoch in die Hände der Gestapo, als sie Hausrat gegen ein Stück Butter eintauschte. Frau Buchterkirchen wurde in das berüchtigte Lager 21 gebracht. Hier wurde sie von SS-Schergen schwer misshandelt. Die Knie beider Beine wurden derart malträtiert, dass sie nicht mehr laufen konnte. Als Krüppel wurde sie im Januar 1945 wieder entlassen.
Am 30. Januar setzte Fanny Buchterkirchen ihrem Leben mit Schlaftabletten ein Ende.“ (Volker Dowidat, Polizei im Rückspiegel, Braunschweig, 2003, S. 206)
Text entnommen aus:
Reinhard Bein, Sie lebten in Braunschweig, S. 571 Ergänzender Text aus:
Volker Dowidat, Wiederaufbau der Polizei in Braunschweig 1945
„In der Nacht zum 12.April fand die Übergabe der Stadt im Polizeibunker statt. Der Krieg war für Braunschweig beendet. „In der Nacht zum 12.April fand die Übergabe der Stadt im Polizeibunker statt. Der Krieg war für Braunschweig beendet. Schon am Tag nach der Besetzung durch die amerikanischen Truppen meldeten sich ehemalige Polizeibeamte, die 1933 aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums entlassen worden waren. (….) So verwundert es nicht, dass schon einen Tag nach der Besetzung ein amerikanischer Jeep zur Fasanenstraße fuhr und eine Delegation amerikanischer Offiziere den 67 jährigen Buchterkirchen aufforderte, das Amt des Polizeipräsidenten zu übernehmen und eine Polizeiverwaltung aufzubauen.“ Trotzdem er gesundheitlich schwer angeschlagen war, konnte er dieser Aufforderung für 5 Monate nachkommen.
Wilhelm Buchterkirchen ist im Jahr 1877 geboren.
Er starb in Braunschweig 1959.
Recherche: Reinhard Bein, Historiker – 2012