Gottlieb

Simon Gottlieb wurde am 21.7. 1874 in Berlin geboren als Sohn von Elieser und Pauline Gottlieb, geb.Gottlieber. Nach einer gescheiterten Ehe mit Olga Marksohn in Berlin heiratete er Henriette-Clara Silber.

1901 zog er in das jüdische Gemeindehaus in Braunschweig, Steinstraße 4. Dort war er zunächst als Lehrer für religiöse Erziehung von jüdischen Kindern und Jugendlichen tätig. 1906 begann er auch als Kantor den Gottesdienst mit Gesang und Predigten zu bereichern.

Mit Henriette-Klara hatte er drei Kinder. Seine Tochter Eva, geb. 1904, die schon 1918 starb, sowie seine beiden Söhne Arnold und Rudolf.

1921 war er in Bad-Elmen in Österreich und 1922 in Bad-Salzuflen gemeldet, jedoch nur für einen Monat. Wir gehen davon aus, dass er auf Grund eines Mangels an Kantoren und jüdischen Lehrern in Deutschland für einen Monat aushalf.

1927 bekam er für sein großes Engagement in der Gemeinde den Ehrentitel des Oberkantors verliehen.

Da die Nazionalsozialisten im Land Braunschweig schon ab 1930 mitregierten, kam es schon zu dieser Zeit zu Übergriffen gegen Andersdenkende und so genannte Volksschädlinge. Wir können keine direkte Aktion gegen Simon Gottlieb nachweisen, jedoch lässt sich auf Grund der zunächst gegen Gewerkschafter und Sozialdemokraten gerichteten Verfolgungen darauf schließen. Sodass sich die Haltung der Kooperation und Unterstützung von Seiten der Stadt und der Landesregierung gegenüber der Jüdischen Gemeinde und ihren Repräsentanten, zu denen auch Simon Gottlieb als Kantor und Lehrer gehörte, schlagartig ins Gegenteil verkehrt haben wird.

Simon Gottlieb starb im Alter von 58 Jahren, am 17.8. 1932. Er ist auf dem jüdischen Friedhof in Braunschweig in einem Familiengrab der Gottliebs bestattet. Die dortige Inschrift für ihn lautet: „Dein Gesang war mir ein Lebensbedürfnis“ (hebräisch), „Dein Lied und Deine Lehre erfüllen mein Leben.“ (deutsch)

Henriette-Klara Gottlieb wurde am 26.12.1884 als Henriette-Clara Silber in Mainstockheim, in Bayern geboren. Vermutlich 1901 heiratete sie in Mainstockheim Simon Gottlieb. Ihre Kinder waren: Eva, geb. 1904 – gestorben 1918. Arnold, geb. 17.5. 1907, Rudolf, geb.7.12 1912. Am 8.12. 1937 wurde sie verhaftet und blieb bis zum 15.2.1938 in der Untersuchungshaftanstalt Rennelberg in Braunschweig.

Vermutlich wurde sie 1942 ins Warschauer Ghetto transportiert. Es ist nicht feststellbar, ob sie dort gestorben ist oder zwischen 1942-1943 in das Vernichtungslager Treblinka gebracht wurde. Es ist auch anzunehmen, dass sie während der Aufstände im Warschauer Ghetto bzw. bei der Niederschlagung des Aufstandes am 16.5. 1943 dort umgekommen ist.

Rudolf Gottlieb wurde am 7.12. 1912 in Braunschweig geboren, als Sohn von Simon und Henriette-Clara Gottlieb. Sein Beruf war Zuschneider, er wohnte im Gemeindehaus, Steinstraße 4.

Im Juli 1933 nahm er an einer Tagung der Jugendgruppe des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten (RjF), deren Mitglied er war, im ‚Handelshof‘ teil. An dem selben Abend wurde er und 11 weitere Mitglieder auf der Straße von der SS wegen einer angeblichen Verunglimpfung Görings verhaftet, ins ‚Volksfreundehaus‘ gebracht und anschließend in das Gebäude der Allgemeinen Ortskrankenkasse. An beiden genannten Orten wurden alle auf brutalste Art misshandelt.

Am 16.7.1933 kamen er und die übrigen Mitglieder in die Untersuchungshaftanstalt ‚Rennelberg‘ in Braunschweig Er blieb dort inhaftiert bis zum 14.10. 1933. 1938 emigrierte er über Lettland nach Schottland , später nach Melbourne/ Australien. Das Todesdatum ist uns nicht bekannt.

Arnold Gottlieb wurde als Sohn von Simon Gottlieb und seiner Frau Henriette-Clara am 17.5. 1907 in Braunschweig geboren. Aus dem Gemeindehaus in der Steinstraße zog er 1936 aus, um in Quedlinburg als Kaufmann zu arbeiten. Dort blieb er bis 1938.

Margot Gottlieb , geb Mandel, geboren am 12.8. 1915 in Berlin, wurde seine Ehefrau. Sie heirateten am 3.6. in Glasgow. Sie haben drei Kinder: Evelyn, geb.2.1. 1941; Ronald, geb.20.5. 1944; Miriam, geb.8.10.1952. Sie alle wurden in Glasgow geboren und leben auch heute noch in Schottland.

Arnold Gottlieb wurde am 10.November 1938, in der Progromnacht, ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Seine Häftlingsnummer war 23946. Am 25.11. wurde er wieder entlassen. Voraussetzung für seine Entlassung war eine Unterschrift unter die Verpflichtungserklärung, die alle ähnlich behandelten ‚Aktions-Juden‘ betraf. Sie mussten Deutschland unter Zurücklassung ihres Besitzes umgehend verlassen. Deshalb emigrierte er nach seiner Freilassung im Dezember 1938 über Ungarn, Lettland nach Schottland. Für die Reisekosten soll er Geld von seinen Angehörigen bekommen haben. Seine Frau reiste über Holland nach. Seine Adresse in Schottland war: Albert Avenue 12, Glasgow 52, er lebte dort mit seiner Familie bis zu seinem Tod. Das Todesdatum ist nicht bekannt.

Recherche: Schülerinnen und Schüler der Klasse 11G1 der CJD Christopherusschule Braunschweig.