Chaskel Glatt wurde im Jahre 1887 in Jarotschin/Posen geboren.
Chaskel und Lea (seine spätere Frau) waren orthodoxe jüdische Einwanderer der unteren Mittelschicht, die Anfang des 20. Jahrhunderts von Polen nach Deutschland zogen, um dort ein besseres Leben zu finden. Wie auch die meisten anderen Mitglieder der Familie von Chaskel zogen sie zunächst nach Hannover. Nach dem Chaskel und Lea heirateten zogen sie nach Braunschweig, Ihre Adresse lautete Am Neuen Petritore 7a.
Chaskel und Lea Glatt hatten 5 Kinder: Bernhard, Efraim, Berta, Josef und Henry. Nachdem Henry Glatt zur Welt kam hatte sich Chaskel in Braunschweig bereits vollkommen eingerichtet und besaß ein Jutegeschäft am Meinhardshof 11. Dadurch wurde er in Braunschweig sehr bekannt. Er wohnte mit seiner Familie in einer damals sehr geräumigen Wohnung.
Im Januar 1933 war Chaskel Glatt bereits sehr krank. Im Juni wurde Chaskel von einem Bekannten der Familie Glatt mit dem Auto nach Hannover in das jüdische Krankenhaus gebracht. Sein Zustand besserte sich allerdings nicht und er verstarb im Juli des selben Jahres. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Hannover begraben.
Recherche: 2018/2019 – Schüler der IGS Querum – Noah Zweck
Lea Glatt geborene Rosenzweig wurde 1891 in Mielic, Galizien geboren.
Lea war die Ehepartnerin von Chaskel Glatt und teilte mit diesem die Aufgaben im eigenen Geschäft. Sie brachte fünf Kinder auf die Welt (Bernhard, Berta, Efraim, Henri, Josef).
Nach dem Tod ihres Mannes übernahm sie die Aufgaben im Delikatesswarengeschäft in der Meinhardshofstraße 11. Ende des Jahres 1939 musste sie ihre Wohnung
Am Neuen Petritore 7a aufgeben und wurde in das Judenhaus im Neuer Weg 9 einquartiert.
Am 31.03.1942 wurde sie schließlich nach Warschau deportiert und ist im Ghetto Warschau oder in einem KZ gestorben. Am 08.05.1945 wurde sie nachträglich für tot erklärt.
Recherche: 2018/2019 – Schüler der IGS Querum – Mizejen Tairi
Bernhard Glatt (später Dow) wurde 1918 in Braunschweig geboren, und ist das älteste Kind der Familie von Chaskel und Lea Glatt. Bernhard besuchte, wie seine Geschwister, die Schule in der Okerstraße und wechselte nach 4 Jahren zum Realform Gymnasium in der Breite Straße. Von dieser wurde Bernhard jedoch 1934 aufgrund seines jüdischen Glaubens entlassen. Bernhard verfolgre später das Ziel als Handwerker nach Palästina zu gehen, brach aber seine Ausbildung in einem Zimmereibetrieb ab.
Danach ging er nach Frankfurt/Main und schloss sich den jüdischen Freiheitskämpfern „Hechalutz“ an. Im August 1937 ging Bernhard gemeinsam mit Chaim Rosen nach Palästina.
Recherche: 2018/2019 – Schülerin der IGS Querum – Grete Anders
Joseph Glatt wurde 1922 geboren.
Er ist einer von 4 Söhnen von Chaskel und Lea Glatt. Die Familie wohnte in Braunschweig
Am Neuen Petritore 7a.
Joseph Glatt ging vier Jahre lang auf die Schule in der Okerstraße. Danach besuchte er die Mittelschule, die sich ebenfalls in der Okerstraße befand. Im Frühjahr 1937 musste Joseph an eine andere Schule in der Marschstraße wechseln.
Im Oktober 1938 fuhren Joseph, Henri und seine Mutter nach Berlin zu ihrer Schwester Berta, die bei Schwester von Lea Glatt untergekommen war. Sie wollten nach Polen flüchten, wurden jedoch vor Ort verhaftet und ins Gefängnis am Alexanderplatz gebracht.
Im Gefängnis verbrachte Josef mit seinem kleinen Bruder Henri zwei Tage in einer Zelle, getrennt von seiner Mutter.
Nachdem sie wieder freigelassen wurden, erfuhr die Familie, dass die Grenzen nach Polen geschlossen sind. Daraufhin verließen Joseph, sein Bruder und seine Mutter Berlin und kehrten zurück nach Braunschweig.
In Braunschweig zogen sie aufgrund der wachsenden Unsicherheit zu der Familie Kohn.
Am 29.08.1939 emigrierte Joseph nach England und 1949 schließlich nach New York.
Recherche: 2018/2019 – Schülerin der IGS Querum – Jette Feilhaber
Berta Glatt wurde am 23.09.1920 geboren.
Sie und ihr Zwillingsbruder Efraim sind die Zweitältesten Kinder von Chaskel und Lea Glatt. Zusammen mit ihren vier Geschwistern und ihren Eltern wohnte sie Am neuen Petritore 7a
in Braunschweig.
1936 verließ Berta Braunschweig und ging zu ihrer Tante nach Berlin. Sie kam bei ihrer Tante Mania und ihrem Onkel Arje Waldmann unter. Am 28.02.1939 emigrierte sie nach England.
Sie kam als Passagierin an Bord der ´Queen Elizabeth´ nach New York. In Amerika arbeitete sie als Krankenschwester im Union Health Center
und lebte dort bis zu ihrem Tod am 25.12.2013 im Alter von 93 Jahren.
Recherche: 2018/2019 – Schülerin der IGS Querum – Mirella-Livia Kubiak
Henri Glatt kam am 21. Dezember 1924 unter dem Namen Hermann Glatt in Braunschweig zur Welt. Bei seinen Eltern Lea und Chaskel Glatt, welche orthodoxe Juden waren und zur Mittelschicht gehörten, wuchs er als jüngstes Kind mit seinen Geschwistern Bernhard, Efraim, Berta und Josef auf. Die Familie lebte in Braunschweig Am Neuen Petritore 7a.
Im Jahr 1930 besuchte Henri mit 6 Jahren die Schule in der Okerstraße. 1937 endete die Schulzeit für Henri und anderen Juden in der Okerstraße. Sie wurden versetzt und gingen zum neuen Schuljahr in die Schule an der Maschstraße. Henris Lieblingsfächer waren Mathe und ganz besonders Geschichte.
Neue Gesetze verhinderten jedoch auch den Verbleib an der neuen Schule. Daher musste Henri in eine Judenschule wechseln. Nach der Reichspogromnacht im November 1938 endete aber auch der Unterricht an der Judenschule.
Im Oktober 1938 fuhr Henri mit seinem Bruder Josef und seiner Mutter nach Berlin, zu Berta, die bei ihrer Tante Mania untergekommen war. Ihr Ziel war es Berta einzusammeln und mit ihr nach Polen zu flüchten. In Berlin angekommen, wurden Henri, sein Bruder und ihre Mutter verhaftet. Anschließend verblieben sie 2 Tage lang in einem Berliner Gefängnis
am Alexanderplatz. In dieser Zeit wurden die Grenzen zu Polen geschlossen.
Die Familie kehrte zurück nach Braunschweig, doch dort fühlten sie sich nicht mehr sicher und suchten bei Familie Kohn, die enge Freunde der Familie waren, Unterschlupf.
Am 5.1.1939 fuhr Henri mit seinem Bruder Josef mit einem Kindertransport nach England.
1944 meldete sich Henri freiwillig bei der britischen Armee. Nach seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst erhielt er die englische Staatsbürgerschaft und wanderte 1948 nach Kanada aus.
Recherche: 2018/2019 – Schülerin der IGS Querum – Lynn Eckhardt
Die Recherchen begleitete : Andreas Schönhöft – Lehrer an der IGS Querum
Artikel in der Braunschweiger Zeitung von der Verlegung am 06.05.2019.
Powerpoint Vortrag zur Recherche