Siegmund und Adelheid Seelig
In allen Zeiten der Geschichte wurden Juden verfolgt; im ausgehenden 19. Jahrhundert verbesserte sich in Deutschland allerdings die Situation für Juden. So erließ 1871 der deutsche Kaiser Wilhelm II ein Gesetz, welches Juden als Bürger mit den üblichen Rechten ausstattete und sie in die Gesellschaft integrierte. In diese bessere Zeit werden die Eltern der Familie Seeligs geboren, Adelheid 1878, Siegmund 1868. Siegmund wird Hoflieferant für das Braunschweiger Schloss. Die Aufgabe des Hoflieferanten war die Versorgung von Fürstentümern und galt als hoch geachtet. Um diesen Titel führen zu können, musste man seine Zuverlässigkeit und die Qualität der Waren lange Zeit unter Beweis stellen. Die Situation der Juden verschlechtert sich unter den Nationalsozialisten erheblich. Durch die Nürnberger Gesetze, die auf Anordnung Hitlers im Jahr 1935 beschlossen werden, werden die Juden ganz legal zu Bürgern zweiter Klasse. Sie dürfen keine öffentlichen Ämter mehr bekleiden, Eheschließungen zwischen Juden und Ariern wie der außereheliche Verkehr werden verboten. Seeligs emigrieren 1940 in die Hauptstadt der Niederlande, nach Amsterdam. Sie werden 1941 bei einer Razzia entdeckt und in das KZ Westerbork deportiert. Das zentrale Flüchtlingslager Westerbork diente ursprünglich dazu, unerwünschte deutsche und österreichische Juden sowie Sinti und Roma und Widerstandskämpfer einzusperren, um sie dann weiter in die Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und Sobibor zu bringen. Zwischen 1942 und 1944 wurden von Westerbork mehr als 107.000 Juden in die östlichen Vernichtungslager deportiert. Adelheid verstarb 1941, Siegmund 1943 in Westerbork. Im April 1945 wurde das KZ von kanadischen Soldaten befreit. Zu diesem Zeitpunkt waren noch ungefähr 900 Häftlinge im Lager. Inzwischen existiert eine Gedenkstätte in der Nähe des ehemaligen Lagers. Heute markieren dreieckige Steine die Lage der Baracken und Gleise.
Irmgard Hornstein, geb. Seelig
Im KZ Sobibor wurde ein weiteres Familienmitglied ermordet. Irmgard Seelig, geb. 1901 in Braunschweig, heiratete Carl Hornstein und zog nach Frankfurt/Main.1929 wird der Sohn Peter geboren. Sie flüchten nach Holland, werden aber schnell gefasst und ins KZ Westerbork verschleppt. Cal Hornstein kommt von dort nach Sobibor. Sobibor liegt im Südosten Polens. Zwischen 1942 und 1943 werden von den Deutschen 250.000 Juden ermordet. Hier findet nicht Zyklon B Anwendung sondern die Abgase von Dieselmotoren. Im Juli 1943 soll das Lager geschlossen werden, es gibt einen Aufstand und eine Massenflucht. Die SS tötet nahezu alle Insassen. Irmgard und ihr Sohn werden ins KZ Theresienstadt überstellt. Sie überlebt das KZ und zieht 1950 von Amsterdam nach Frankfurt/Main. Dort stirbt sie 1962. Ihr Sohn Hans-Peter stirbt schon 1946 an den Folgen der KZ-Haft.
Recherche: Schülerinnen und Schüler der IGS Querum